Langenhagen gedenkt der deportierten Bewohnerinnen und Bewohner des Alters- und Pflegeheims „Feierabend“
Langenhagen. Im Rahmen einer Feierstunde ist am 6. November auf dem Gelände des Anni-Gondro-Pflegezentrums im Eichenpark eine Stolperschwelle verlegt worden. Sie erinnert an 30 Bewohnerinnen und Bewohner des früheren Alters- und Pflegeheims Feierabend, die 1942 von den Nationalsozialisten deportiert wurden.
Das Heim stand damals in der Trägerschaft der Stadt Hannover. Im April und Juli 1942 wurden die Betroffenen in das Gestapo-Sammellager Ahlem gebracht und von dort weiter in das Warschauer Ghetto oder das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert. Nur wenige überlebten.

Mit der neuen Stolperschwelle erhält Langenhagen einen Ort des stillen Gedenkens, den ersten dieser Art in der Stadt. Sie ist Teil des europaweiten Kunstprojekts Stolpersteine, das mit mehr als 121.000 Gedenksteinen in 31 Ländern an Opfer der NS-Verfolgung erinnert. Gunter Demnig, der Initiator des Projekts, konnte aus gesundheitlichen Gründen leider nicht persönlich vor Ort sein. Seit über 30 Jahren verlegt er die kleinen Mahnmale persönlich. Die Stolperschwelle in Langenhagen ist eine Variante der Stolpersteine. Sie dokumentiert das Geschehene in knappen Worten – dort, wo die Erinnerung an viele zugleich bewahrt werden soll.
Zur Feierstunde begrüßten Langenhagens Bürgermeister Mirko Heuer und für die Landeshauptstadt Hannover der Co-Vorsitzende der SPD-Ratsfraktion Dr. Bala Ramani die zahlreichen Gäste. Dr. Karljosef Kreter, ehemaliger Leiter des ZeitZentrums Zivilcourage, gab einen historischen Überblick. Musikalisch begleitet wurde die Veranstaltung von der Musikschule Langenhagen sowie von Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums Langenhagen unter der Leitung von Silvia Schumacher.

Das Gedenken an die Opfer wurde von Marit Kappler, Chiara Abbey, Daniel Wierzba und weiteren Mitgliedern der Projektgruppe „Erinnern“ gestaltet. Diese Gruppe entstand 2021 am Gymnasium Langenhagen unter Leitung von Dr. Maren Hoffmeister, um die NS-Vergangenheit der Stadt zu erforschen. Bereits 2022 hatte sie eine große Gedenkveranstaltung zum 80. Jahrestag der Deportationen organisiert.
Die Verlegung der Stolperschwelle ist das Ergebnis ihres anhaltenden Engagements. Unterstützt wurde die Initiative von der Bürgerstiftung Langenhagen, dem Arbeitskreis Regionalgeschichte, der Stadt Langenhagen, der Landeshauptstadt Hannover und dem Jugendparlament Langenhagen. Kooperationspartner waren die Stiftung Niedersächsische Gedenkstätten, die Offene Gesellschaft Langenhagen, die Maximilian-Kolbe-Stiftung sowie zahlreiche Spenderinnen und Spender.

„Erinnern bedeutet Verantwortung“, sagte Dr. Maren Hoffmeister. „Diese Stolperschwelle mahnt – und zeigt, dass junge Menschen bereit sind, Geschichte lebendig zu halten.“
Mit dem neuen Erinnerungszeichen, welches in Vertretung durch Herrn Frank-Matthias Mann aus dem Künstlerbüro Gunter Demnig verlegt wurde, wird die Geschichte der deportierten Heimbewohner sichtbar – und ihre Namen bleiben in Langenhagen bewahrt.
Beitragsbild: © Alicia Vazquez

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